Frauen im 21. Jahrhundert – eine Kehrtwendung?

Was wird hier in Deutschland und weltweit aus all dem, was wir, Männer und Frauen gemeinsam, für Frauen bisher erreicht haben?

Frauen meiner Generation und alle Jüngeren konnten miterleben, wie die Frauen um ihre Rechte kämpften: von der selbstbestimmten Berufswahl über den Slogan „mein Bauch gehört mir“ bis hin zur gleichberechtigten Teilhabe am Gesellschafts- und Berufsleben. Zugegeben, es liegt noch vieles im Argen, zum Beispiel sind gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit und gerechte Beteiligung von Frauen an Führung und Verantwortung noch nicht selbstverständlich. Auch eine gleichberechtigte politische Partizipation ist noch lange nicht erreicht. Aber es ist auch schon vieles realisiert.

Frauenrechte sind Menschenrechte – alles, was für den Mann gilt, kann der Frau nicht abgesprochen werden! Diese Geschlechtergerechtigkeit bedeutet gleiche Teilhabe in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Männer und Frauen sind nicht gleich, aber sie sind gleich an Rechten und Würde.

Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen werden in unserem Kulturkreis abgelehnt. Erreicht haben wir zum Beispiel finanzielle Unabhängigkeit, sexuelle Selbstbestimmung, gleiche Chancen bei der Berufs- und Arbeitswahl und die Möglichkeit, partnerschaftlich Hausarbeit und Kindererziehung aufzuteilen.

Nun sind diese Werte in Gefahr!

  • Alles, was bisher für die Frauen erreicht wurde, wird immer offener in Frage gestellt und von Einzelnen wissentlich zerschlagen. Frauenrechte werden bewusst gebrochen und das wird dann auch noch öffentlich und politisch dargestellt.
  • Kulturelle Überlieferungen wie die, dass Frauen nach innen wirken und sich um Haushalt, Herd und Kinder kümmern, gehörten der Vergangenheit an. Jetzt wird dieser Denkweise durch multikulturelle Einflüsse wieder Raum gegeben.
  • Rechtspopulistische Parteien mit ihrer Gegenhaltung zur Gleichstellung begeben sich damit auf Stimmenfang – Ziel sind wohl männliche Wähler und Frauen, die die alte Geschlechtertrennung neu aufleben lassen wollen.

Gemeinsam, Männer und Frauen, müssen wir weiter dafür einstehen, dass mehr als 60 Jahre Gleichstellungspolitik nicht verloren gehen. Ein erster Schritt wurde bereits mit dem Women’s March nach Washington und mit den sich fortsetzenden weltweiten Märschen für die Rechte der Frauen getan.

Damit das bisher Erreichte nicht verloren geht lohnt es sich, weiter zu kämpfen:

  • für die Mädchen von heute, egal welcher Herkunft sie sind,
  • in Deutschland, Europa und weltweit.
  • Damit sie als Frauen in einer gleichberechtigten Umgebung leben können.

Die rechtlichen Grundlagen dafür sind im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Artikel 3 1. Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich), in der Europäischen Menschenrechtskonvention (Artikel 14: Diskriminierungsverbot) sowie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) (Artikel 2: Verbot der Diskriminierung) gelegt.

Aufgabe der Politik ist es, die Einhaltung dieser Rechtsnormen sicher zu stellen.

Unser aller Aufgabe ist es, weiter dafür zu sorgen, dass die Politik dieser Verpflichtung nachkommt!

Martina Loose
Frauenvertreterin
LG Baden-Württemberg