Gruppe Stuttgart: Stadtführung unter Leitung eines Kollegen – anschließender Besuch in der ältesten Restauration in Stuttgart

Am Freitag, den 2. Dezember fand die Weihnachtsfeier der vbba-Gruppe Stuttgart statt. Zunächst stand eine Stadtführung auf dem Programm. Anschließend traf man sich in der ältesten Restauration der Stadt – in der Weinstube „Zur Kiste“ – zum gemütlichen Teil.

Bei typisch nasskaltem Dezemberwetter trafen sind rund 20 Kolleginnen und Kollegen pünktlich um 15 Uhr zu einer grandiosen Stadtführung.

Die Leitung der rund zweistündigen interessanten und sehr anschaulichen Stadtführung hatte der Kollege Stefan Scheib inne. Der Kollege ist im wahren Leben Arbeitsvermittler für akademische Berufe in der AA Stuttgart. Er frönt aber seit knapp 6 Jahren einem seiner Hobbies – er bringt allen Interessierten als offizieller Stadtführer der Stadt Stuttgart seine Heimatstadt näher.

Treffpunkt war der Eingang zur Stauffenberg Gedenkstätte am Alten Schloss. Der Hitlerattentäter Graf Schenk von Stauffenberg verbrachte im Alten Schloss seine Kindheit und Jugend. Sein Vater war Oberhofmarschall des letzten württembergischen Königs.

Von dort aus passierten wir beim Rundgang die Markthalle. Diese konnte aufgrund einer Stimme Mehrheit bei der Abstimmung im Stuttgarter Gemeinderat in den 70er Jahren vor dem Abriss bewahrt werden. In der damaligen Zeit machte man sich noch nicht so viele Gedanken um geschichtliche Aspekte. Passend zu dieser Zeit ein Spruch des damaligen Oberbürgermeisters Arnulf Klett: „Mir brauchet net des alte Glompp, mir brauchet Parkplätz.“

Das nächste Highlight war dann der Besuch des heutigen Schillerplatzes (ehemals „Alter Schlossplatz“). Hier wurde Stutengarten (so der ursprüngliche Name) im 10. Jahrhundert gegründet. Eine der ältesten protestantischen Kirchen Deutschlands – erbaut im Jahre 1534 – ist die hier befindliche „Stiftskirche“. Toll erklärt von unserem Stadtführer, dass zum Beispiel ihre Fassade mit sauren ungenießbaren Wein hergestellt wurde.

Die Gruppe vor dem Eingang des Alten Schlosses

Ein kurzer Besuch im Inneren des Alten Schlosses, bei dem die geschichtlichen Hintergründe erklärt wurden, war ebenfalls hochinteressant.

Die Gruppe im Innenhof des Alten Schlosses

Dort ließ es sich der Kollege Scheib nicht nehmen, am Modell des Alten Schlosses ein paar Jahrhunderte Revue passieren zu lassen.

Von dort aus gingen wir über den Schlossplatz zum Neuen Schloss. Auch hier wurde Geschichte wieder lebendig erläutert. Nicht nur, dass das Neue Schloss über 60 Jahre zur Fertigstellung benötigte. Auch hier ist es neuzeitlich einer Stimme Mehrheit des Baden-Württembergischen Landtags zu verdanken, dass das Neue Schloss noch als Wahrzeichen der Stadt zu bewundern ist. Es gab Pläne, es durch ein Hotel bzw. Casino oder die Verlegung der Bundesstraße 14 zu ersetzen. Hier wohnte auch der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker während seiner Studentenzeit.

Geschichte zum Greifen gab es dann, als Kollege Scheib ein Bild des 1. Württembergischen Königs Friedrichs I. mit dem Beinamen „Der dicke Frieder“ rumgehen ließ. Er war zur damaligen Zeit 2,10 m groß. Selbst Napoleon war sichtlich beeindruckt, als er ihm gegenüber trat: „Oh mon Dieu, ich wusste nicht, dass sich die menschliche Haut soweit ausdehnen kann“. Die größte Verblüffung unter den Teilnehmenden war aber die Antwort auf die Frage, welche heute lebende Persönlichkeit dem dicken Frieder ähnlich sieht. In der Tat stammt der heutige Brexit-Befürworter Boris Johnson aus einer unehelichen Liason des Dicken Frieders ab.

Schallendes Gelächter nach der Auflösung des Quiz um den „Dicken Frieder“

Danach kamen wir zum Baden-Württembergischen Landtag. Dieser wurde aus den Erfahrungen der Weimarer Republik heraus, bewusst schlicht gestaltet. Trotz dessen wartet er mit einer Besonderheit auf: Mit der komplett verglasten Fassade wollte man Bürgernähe und Transparenz symbolisieren. In den Fenstern spiegeln sich tagsüber die drei umliegenden Gebäude wie das Neue Schloss, das Kunstgebäude mit dem goldenen Hirsch und die Oper wider. Abends sieht der Bürger anhand der erleuchteten Büros, „ob no oiner von dena schafft“.

Vorbei am baden-württembergischen Landtag, ließen wir unseren Blick auf die Halbhöhenlage schweifen. Wir blickten zum einen auf die „Nadel“, den Stuttgarter Fernsehturm. Er ist der älteste Fernsehturm der Welt. Zum anderen auf die „Villa Reitzenstein“, dem heutigen Regierungssitz der Baden-Württembergischen Landesregierung. Auch hier hatte Kollege Scheib wieder eine Anekdote auf Lager. Der Name geht zurück auf die vermögende Witwe Reitzenstein, für die extra die Villa von 1910-1913 erbaut wurde. Der damalige Maurermeister fasste den erheblichen Aufwand dafür trocken in einem schwäbischen Satz zusammen. „Des sen a ganze Haufe Stoiner om oinzige Bettlad rom.“

Vorbei über den Karlsplatz ging es durch das alten Waisenhaus noch zum Bohnenviertel, in dem unsere 2-stündige Tour bei der „Weinstube zur Kiste“ endete. Diese blickt auf eine mehr als 180-jährige Geschichte zurück.

Bei der sogenannten dritten Halbzeit hatten wir alle noch mächtig Gelegenheit , das gerade Erlebte zu verarbeiten. Bei gutem schwäbischen Wein und Essen ließ sich der frühe Abend in einen noch Schöneren verwandeln.